Lesezeit: ca. 15 Min | von Asoka Fernando
Katzen BARF – ein Fallbeispiel (Teil 1 von 2)
Katzen sind obligate Carnivoren, sie gehören damit zu der Gruppe von Tieren, die reine Fleischfresser sind. Selbst eine Katze mit größtem Hunger wird daher nicht, mangels Fleisch, alternativ zum Salat greifen. Doch wie soll man jetzt füttern? Genügt es einfach, der Katze ein Stück rohes Fleisch vor die Nase zu setzen? Im Prinzip wäre das schon einmal ein guter Anfang, doch „BARFEN“ geht anders.
Die biologisch artgerecht Rohfütterung geht dabei vom Beutetierprinzip aus. Das bedeutet, dass sich der BARFER bei der Zusammenstellung der BARF – Ration/Mahlzeit an der Zusammensetzung eines typischen Beutetiers, bei der Katze also an einer Maus, orientiert. Die Mahlzeit der Katze sollte demnach hauptsächlich aus Fleisch, Innereien, Blut, Fett, Knorpel und Knochen bestehen, ergänzt mit Ballaststoffen in Form von fein geraspeltem Gemüse und Obst. Da manche Katzen weder Gemüse noch Obst fressen und dazu neigen, die Gesamtration zu verweigern sobald eine Komponente davon nicht passt (mehr zum Thema Neophobie bei der Katze in einem eigenen Beitrag), kann man stattdessen auch Floh- oder Chiasamen verwenden.
Die optimale Katzenration setzt sich daher wie folgt zusammen:
50 – 65 % Muskelfleisch
15 % RFK, das steht für rohe fleischige Knochen
10 – 20 % Innereien
sowie 5% Ballaststoffen
Wie berechne ich nun die Futtermenge für meine Katze?
Der Richtwert für die Tagesfuttermenge einer erwachsenen Katze liegt bei 4% ihres Körpergewichtes (KGW). Wiegt meine Hauskatze nun 3,5 kg so ergibt sich eine Tagesfuttermenge von 3500 g x 4% = 140 g.
Bei Welpen, die sich im Wachstum befinden und ihren gesamten Nährstoffbedarf über die Menge des Futters abdecken liegt die Tagesfuttermenge dementsprechend höher. Welpen können riesige Mengen fressen. Daher empfiehlt sich sogar eine „ad – libitum“, eine „Fütterung nach Belieben“, also eine „Sattfütterung“. Das bedeutet, die Katzenwelpen brauchen keine rationierte Fütterung, sie können so viel fressen wie sie möchten. Es kann durchaus sein, dass so ein Welpe bis Ende des ersten Lebensjahres 400 g Futter oder mehr pro Tag frisst. Das scheint auf den ersten Blick ganz schön viel für ein Kätzchen und es ist tatsächlich so, dass man sie soviel fressen lassen soll, wie sie wollen. Das Einpendeln auf eine normale Futtermenge erfolgt von alleine.
Welches Fleisch eignet sich zur Fütterung meiner Katze?
Prinzipiell kann man das Fleisch jeder heimischen Tiersorte zur Fütterung verwenden. Geeignet und populär unter BARFERN sind Fleisch von Geflügel, Hasen, Kaninchen, Lamm, Pferd, Rind, Wild und auch Fisch. Beim Fisch kann man ganze Teile vom rohen Fisch inklusive der Gräten füttern.
Welches und wieviel Fett kann ich zur Fütterung meiner Katze verwenden?
Butter, Gänse- und Schweineschmalz wird von Katzen sehr gerne gefressen. Auch Kokosfett wird gerne angenommen. Wir gehen von einem Fettanteil von 15 – 20 % aus. Katzen lieben und brauchen Fett. Der Fettanteil wird vom Muskelfleischanteil berechnet. Bei unserer Katze mit 3,5 kg KGW sind das rund 20 g Fett.
Willst Du es an einem Beispiel genau berechnen?
Nehmen wir meine 3,5 kg schwere Hauskatze als Beispiel. Von den 140 g Tagesfuttermenge sind 95 %, also 133 g tierischer Anteil (= Muskelfleisch 70 %, 15 % rohe, fleischige Knochen, RFK, sowie 10 % Innereien). Von diesen 133 g sind wiederum 70 %, ca. 93 g Muskelfleisch, davon 20 % (93 x 20 %) ergeben 18,6 g, aufgerundet 20 g Fett (wir erinnern uns, Katzen lieben und brauchen Fett, daher kann man hier ruhig aufrunden).
Was ist mit dem Kalziumbedarf?
Bei der Fütterung nach dem Beuteschema sind auch RFK, also rohe, fleischige Knochen, vorgesehen. Knochen enthalten Kalzium. RFK sind ganz einfach, Knochen mit Fleisch dran, mit denen wir den Kalziumbedarf abdecken können. Unter RFK fallen beispielsweise Hühnerhälse, - Karkassen und auch -Flügel. Diese RFK gibt es in gut sortierten BARF-Shops sowohl gewolft bzw. faschiert, als auch im Ganzen. Die Fütterung der RFK im Ganzen hat den Vorteil, dass die Katze beim Abnagen des Fleisches von den Knochen zugleich auch für Ihre Zahngesundheit sorgt. Denn mit dem Abnagen geht, durch den Abrieb und durch die Fasern des Rohfleisches, ein Zahnreinigungsprozess einher, Zahnzwischenräume werden durch die Fasern des Fleisches gereinigt, die Zahnhälse durch das Abnagen der Knochen. Gebarfte Tiere besitzen meist wunderschöne, schneeweiße Zähne, saubere Zahnhälse und ein gut durchblutetes Zahnfleisch.
Um beim Beispiel mit meiner 3,5 kg Katze zu bleiben, berechne ich 133 g x 15%, ergibt eine Tagesmenge von 19,95, aufgerundet 20 g RFK.
Wie decke ich den Bedarf an Omega-3 Fettsäuren?
Um den Bedarf zu decken, benötigen wir Fettsäuren aus maritimen Quellen. Andere Öle, wie Leinöl oder Hanföl sind hier nicht geeignet, da die Katze aus diesen die so wichtigen EPA/DHA Fettsäuren nicht nutzen kann. Sie besitzt die notwendigen Enzyme dazu nicht. Für die Katze eignen sich Lachsöl, Dorschöl, Algenöl und Krillöl. Krillöl ist besonders bei Katzen mit Fettverdauungsstörungen zu empfehlen. Dieses Öl zählt nicht zur Fettration der Katze.
Wir nehmen zwischen ½ und 2ml Öl je nach Größe der Katze. Das geben wir täglich in die Futterration.
Wie kann ich den Taurinbedarf meiner Katze decken?
Hier eignen sich Hühnerherzen oder Putenherzen ganz hervorragend, in Bewegungsmuskulatur ist besonders viel Taurin enthalten, ca. 3 – 4 Stück am Tag oder Shrimps in der gleichen Menge sind ausreichend. Diese gibt es abgepackt zu 200 oder 250 g in unserem Shop zu kaufen. Grünlippmuschelpulver ist eine ebenso gute Taurinquelle, hat „Meeresgeschmack“ und könnte der Katze durchaus munden.
Welche Innereien kann ich meiner Katze füttern?
Es eignen sich Leber, Milz und Nieren für die Innereienfütterung. Herz zählt zum Muskelfleisch, nicht zu den Innereien. Der Anteil Leber und andere Innereien sollte optimalerweise 50:50 betragen. Optimalerweise bedeutet, dass wenn ihr einmal nur Leber oder nur andere Innereien zur Verfügung habt, das auch nicht weiter tragisch ist und ihr eben dann mal keine Leber oder ausschließlich Leber zu diesem Prozentsatz füttert.
Für meine 3,5 kg leichte Katze besorge ich nun 10 % Innereien. Bei einem tierischen Anteil von 133 g ergeben sich somit 13,3 g wir runden auf 15 g auf.
Wieviel und welche Ballaststoffe füttere ich meiner Katze?
Wir erinnern uns – die Katze ist obligater Carnivore. Sie muss, um gesund zu bleiben, Fleisch fressen. Wenn Katzen Mäuse fressen, erhalten sie über deren Magen und übrigen Verdauungstrakt Ballaststoffe. Das sind pflanzliche Stoffe, die die Maus gefressen hat. In unserem Beuteschema wird der Ballaststoffanteil mit ca. 5% bemessen. Bei unserem Beispiel mit unserer erwachsenen Hauskatze, die 3,5 kg (KGW) schwer ist und die wir mit 4 % Tagesfuttermenge, also 140 g Futter füttern wollen, macht das gerade mal 7 g Ballaststoffe aus.
Lesen Sie gleich >>hier<< in Teil 2 von unserem BARF-Fallbeispiel, hier beschäftigen wir uns dann mit einem konkreten Wocheneinkaufsplan und speziellen Produktempfehlungen!