In unserem ersten Teil haben wir über Symptome, Ursachen und Folgen einer gestörten Darmflora bei unseren Tieren Hund und Katze gesprochen und im 2. Teil befassen wir uns mit einer strategischen Vorgehensweise für eine zielgerichtete Therapie:
1. Futterumstellung (Vermeidung von Reizfaktoren und weiteren Entzündungen)
2. Schleimhauttherapie (Regeneration der Schleimhäute und Darmbarriere)
3. Ausleitung und Bindung von Stoffwechselendprodukten wie z.B. Ammoniak, Histamin, Toxine und Schwermetalle
4. Mikronährstofftherapie
Der erste Schritt ist die Umstellung auf ein hochverdauliches Futter mit einer Proteinsorte (mageres Muskelfleisch) und Gemüse, selbst zubereitet und ohne synthetische Zusätze (z.B. Mineralfutterzusätze). Wir empfehlen, das Futter für einige Wochen selbst zusammenzustellen und auf jedes industriell hergestellte Fertigfutter zu verzichten, da in diesen meist verschiedene Inhaltsstoffe (besonders Proteine) zusammenkommen, auf die unser Tier reagieren kann. Durch eine Eliminationsdiät versuchen wir herauszufinden auf welchen Futterbestandteil das Tier reagiert und somit das Entzündungsgeschehen im Darm einzugrenzen.
Reagiert die Magenschleimhaut auf einen Futterinhaltsstoff, so stehen Speicheln, Erbrechen und allgemeines Unwohlsein kurzer Zeit nach Futteraufnahme im Vordergrund. Sind dagegen Dünn- und Dickdarm betroffen, reagiert der Organismus mit Durchfällen (wässrig, blutig, schleimig, breiig), die erst mehrere Stunden nach der Futteraufnahme auftreten können. Eine körpereigene übermäßige Freisetzung von Histamin (Gewebehormon) erfolgt bei entzündlichen, allergischen und toxischen Prozessen in Haut, Lunge und Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes. Histamin ist damit ein wichtiger Botenstoff und sollte z.B. bei ständigem Juckreiz mit verletzter Haut und Pfoten, nicht einfach ignoriert und ausschließlich mit Medikamenten unterdrückt werden. Positive Effekte auf die Hautgesundheit der Tiere sind meistens durch eine Umstimmung der Darmflora zu erklären.
Um eine Schleimhauttherapie beginnen zu können, müssen wir die pH-Werte der einzelnen Darmabschnitte mit beeinflussen, d.h. keine Fütterung von Stärketrägern bei einem sauren pH-Wert (beim Tier unter 6) im Kot mit Gärungsflora (Blähungen). Bei einer Fäulnisflora (proteolytische Flora mit stinkenden Durchfällen) und einem alkalischen pH-Wert (beim Tier über 8) im Kot, verzichten wir auf tierische Nebenerzeugnisse mit schwer verdaulichen Eiweißen. Der richtige pH-Wert, d.h. das richtige Milieu, ist sehr wichtig für Heilung und Regeneration der Darmschleimhaut, denn was entzündet und löchrig ist (Leaky Gut) kann seine Schutzfunktionen vor pathogenen Keimen und Allergenen nicht bewerkstelligen. Die Aminosäure L-Glutamin leistet hier wertvolle Dienste, denn sie ist basisch und wird für alle schnellteilenden Zellen benötigt, besonders von denen des Immunsystems und der Schleimhautzellen. Glutamin ist für eine starke Schleimhaut-Barriere wichtig und wird bei der Bildung von Immunzellen (Lymphozyten und Makrophagen) ständig verbraucht. Glutamin kann mit einer Richtdosis von 1 Gramm/10 kg Körpergewicht 1-2mal täglich über Monate ergänzt werden. Auch „Synerga“ von Laves ist ein Therapeutikum für die Schleimhaut mit entzündungshemmender und immunregulierender Wirkung aus den Stoffwechselprodukten des Escherichia coli und sollte erst nach einer fachkundigen Beratung eingesetzt werden. Auch die Zugabe von natürlichen Darmbakterien wie den Enterokokken (Enterococcus faecalis) hat eine positive immunmodulierende Wirkung.
Für die Ansiedelung einer stoffwechselaktiven und gesunden Darmflora benötigen wir Probiotika („pro“ =für/ „bios“=das Leben) in Form von lebenden Mikroorganismen, z.B. Milchsäurebakterien in hochdosierter Form (BiosAktiv Kapseln). Milchsäurebakterien bilden einen Schutzfaktor für die Darmschleimhaut, verursachen einen leicht sauren pH-Wert (beim Tier 6,5-7) im Dickdarm und vermindern das Wachstum pathogener Keime. Außerdem fördern Milchsäurebakterien die Bildung kurzkettiger Fettsäuren, die den Darmzellen als wichtige Energiequelle dienen. Präbiotika, d.h. wasserlösliche und leicht fermentierbare (Abbau durch Darmbakterien) Ballaststoffe wie z.B. Akazienfaser unterstützen ebenfalls die Bildung kurzkettiger Fettsäuren. Zusätzlich erniedrigen Präbiotika den pH-Wert im Darm in den gesunden physiologischen Bereich. Die Akazienfaser ist geruchlos, geschmacksneutral, nicht blähend und enthält 80 % lösliche Ballaststoffe für den Darm. Das im Futter eingesetzte Gemüse ist eine andere Art von Ballaststoffquelle, die als schwer fermentierbar z.B. die Kotflüssigkeit im Dickdarm bindet und den Kotabsatz reguliert.
Bei einer gestörten Darmflora müssen auch die giftigen Stoffwechselprodukte wie z.B. Ammoniak (Überlastung Leber), Histamin (Entzündung der Haut), überschüssige Säuren (von Magen, Darm, Pankreas, Niere), Schwermetalle (aus Umwelteinflüssen und Impfstoffen) und Pilzgifte (z.B. vom Darmpilz Candida) gelöst und ausgeschieden werden. Zeolith eignet sich damit vor allem zur sanften Entgiftung bei empfindsamer Schleimhaut des Verdauungskanals und zur Selektion von pathogenen Darmbakterien. Ohne eine begleitende Entgiftungstherapie ist bei chronischen Verdauungsstörungen ein Aufbau der Darmflora schwer möglich.
Bei allen Formen von Verdauungsstörungen entstehen langfristig Mikronährstoffmängel durch mangelnde Aufnahme (Malabsorption) bei Schleimhautschädigungen und chronische Entzündungen in Magen und Darm. Zu der Gruppe von Mikronährstoffen im Allgemeinen zählen Vitamine, Mengen- und Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe, essenzielle Fettsäuren und Aminosäuren. Folgende Stoffe sollten substituiert werden, weil sie für biologische Stoffwechselprozesse essentiell sind und bei Erkrankungen vermehrt verbraucht werden:
1. Wasserlösliche Vitamine B und C:
B-Vitamine sind an sehr vielen Stoffwechselprozessen beteiligt (z.B. B12 für die Blutbildung) und fördern ein gesundes Bakterienwachstum. Vitamin C wird benötigt für die Bildung von Gallensäuren und die Beschleunigung von Heilungsprozessen
2. Fettlösliche Vitamine A, D, E und K:
Vitamin D reguliert Entzündungsprozesse und ein überschießendes Immunsystem, Vitamin A unterstützt die Heilung der Schleimhäute, Vitamin K2 (Knochenvitamin) und Vitamin E sind zur Gesunderhaltung von Knochen und Haut
3. Zink & Selen:
Sie sind die „Immun-Spurenelemente“ und verantwortlich für ein funktionierendes Immunsystem. Zink ist auch maßgeblich am Zellstoffwechsel von Haut/Schleimhaut und an der Bildung von Enzymen für den Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Proteinen und Lipiden (Fette) beteiligt. Selen fördert die Reparatur des „Leaky Gut“ und die körpereigene Entgiftung.
4. Omega-3 Fettsäuren sind entzündungshemmend und fördern ebenfalls ein gesundes Bakterienwachstum (z. B. Krillöl, das auch bei Fettstoffwechselstörungen eingesetzt werden kann)
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